ZWISCHENRUF

»Zwischenruf« Nr. 3 von Marie Pigors: Die Markthändlerin hat 2.000 Unterschriften gesammelt.


Parkverbot: »Es gibt immer eine Alternative!«

Seit 2013 räumen wir Marktleute den Parkplatzteil zwischen Kindergarten und Marktbunker. Alle, nicht »die meisten« wie in der Pressemitteilung der Ortsamtsleitung behauptet. Nun wurde uns kurz vor Weihnachten in einem Schreiben mitgeteilt, dass wir den Platz komplett zu verlassen haben. Es gab keinerlei Begründung für das angedrohte Verbot.

 

Ein »Wieso« oder »Warum« konnten wir erstmals im »Weser Kurier« nachlesen.


Also: Warum? Zuerst einmal muss noch mal wiederholt werden: Wir wurden lediglich kurzfristig aufgefordert, den Platz zu räumen. Ein »Wieso« oder »Warum« konnten wir dann erstmals im Artikel des »Weser Kurier« nachlesen. Auch von dem dort angekündigten »Informationsgespräch« war vorher nie die Rede. Es heißt, die »große Parkplatznot« würde durch die Lösung verbessert. Wir sind (in Erwartung eines solchen Arguments) seit 1. Januar 2016 jeden Tag zum Markt gefahren, um die Lage vor Ort zu besichtigen. Durch das Schneechaos waren wir teilweise sowieso zwei oder dreimal am Tag vor Ort. Es dauert ziemlich lange, bis man mit der Schneeschaufel per Hand eine Fläche von der Größe eines Marktstandes ordentlich von Schnee und Eis befreit hat. Jeden Tag standen über einen Zeitraum von jeweils 60 Minuten, teilweise länger, mindestens 65 freie PKW Parkplätze zur Verfügung.

 

Seit Jahren schwächeln die meisten Bremer Wochenmärkte.


In der Pressemitteilung wird außerdem angeführt, dass es in Bremen »auf so gut wie allen Märkten selbstverständlich sei« die Hänger wegzufahren. Das kann schon sein. Eigentlich empfinden wir diese Art der Argumentation als »Totschlagargument«. Das wäre so, als würden wir argumentieren, dass es »bei uns schon immer anders war«. Stichhaltige Diskussionsführung geht anders. Trotzdem müssen wir nun wohl darauf eingehen. Und sagen: Ja, dann ändere es doch überall, Bremen! Überall da, wo es möglich ist. Denn in Findorff ist es möglich. Auf dem Domshof zum Beispiel geht das aber leider nicht. Und das weiß auch jeder vorher, der da einen Marktstand betreiben möchte. Seit Jahren schwächeln die meisten Bremer Wochenmärkte. Einige gibt es schon nicht mehr. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach regionaler Ware, persönliche Identifikation mit dem, was man verkauft, steht hoch im Kurs! Da wäre es doch eine Möglichkeit, mal zu überlegen, wie man die Situation für alle Bremer Marktbeschicker verbessern könnte – anstatt zu argumentieren, dass sie überall in Bremen schlechter ist als in Findorff, und man sich daher nicht wundern dürfte, wenn die Situation in Findorff nun eben auch angepasst – das heißt: verschlechtert wird. 

 

Was spricht für eine Parkerlaubnis für Wochenmarktbeschicker?


In unserer Petition fordern wir die Parkerlaubnis für Marktbeschicker auf einer/der Fläche zwischen Marktbunker und Jugendzentrum. Drei Tage haben wir gesammelt – und mehr als 1.600 Unterschriften bekommen. Als erstes hieß es immer: »Warum denn?« Keiner der Befragten konnte sich erklären, wieso es plötzlich notwendig sein sollte, die Marktbetreiber des Platzes zu verweisen. Und dann: ein Markthänger sieht doch viel schöner aus, als hundert PKW!  Vielen Dank! Die Menschen werden gerne während der Woche daran erinnert, dass es in ihrem »Dorff« noch einen richtigen Wochenmarkt gibt. Und zum Schluss endete fast jedes Gespräch: man sollte sich lieber um die Wohnwagen kümmern! Ja, das finden wir auch. Was spricht für eine Parkerlaubnis für Wochenmarktbeschicker? Zuallererst einmal: ein Verbot ist einfach nicht notwendig! Es gibt bisher keinen triftigen Grund, die Marktanhänger des Platzes zu verweisen. Außerdem: eine Parkerlaubnis schont die Umwelt! Die zusätzliche Fahrerei mit langem Gefährt würde die Umwelt und den Verkehr in Findorff unnötig belasten. Nicht zu vergessen die Sicherheit vor Ort: wenn der Platz durch das Verbot leer geräumt ist, werden wahrscheinlich noch mehr PKW mit stark überhöhter Geschwindigkeit über den Platz fegen, um sich den Weg abzukürzen. 

 

Die Betriebskosten steigen. Es entsteht erheblicher Mehraufwand.


Am schlimmsten jedoch: Wenn das Verbot kommt, sinkt der Anreiz, auf dem Findorffmarkt einen Stand zu betreiben. Die Betriebskosten steigen, am meisten unterschätzt wird aber der erhebliche Mehraufwand, den die Stände kaum noch bewältigen können.  Morgens statt um 3:00 Uhr um 2:00 Uhr aufzustehen, nur weil es »keine Alternativlösung« gab – das belastet! Nachmittags deutlich länger zu arbeiten und dann abends noch später Feierabend zu machen, weil alle andere Marktbeschicker in Bremen das ja auch »buckeln« – ganz schön ermüdend. 

 

Warum muss man noch zusätzliche Steine in den Weg legen?


Einige Stände haben schon angekündigt, das nicht mehr leisten zu können. Die anderen, die bleiben würden, werden immer stärker belastet – und sich fragen, warum der Stadtteil, der so sehr von ihrer Arbeit profitiert, so wenig zurückgibt. Für uns zählt jede Minute, morgens und abends. Für uns zählt jeder Kilometer. Für uns zählt jedes getragene Gramm, jeder gezogene Meter, jeder Schritt, jeder Cent. Es ist schon Arbeit genug, gegen Discounterpreise und Wetterkapriolen anzukämpfen – warum muss man den Marktbeschickern nun noch zusätzliche Steine in den Weg legen? Auf einem Wochenmarkt zählt jeder Stand. Selbst wenn nur drei, vier Stände geschwächt würden – der Findorffmarkt funktioniert nur als Gemeinschaft. Je weniger Stände kommen, desto geringer die Attraktivität des gesamtes Findorffmarktes.  Wieso kann nicht mit aller Macht versucht werden, eine Lösung zu finden, die die Marktbetreiber unterstützt, anstatt sie zu schwächen? Der Markt ist dreimal die Woche das schönste, was Findorff zu bieten hat. 

 

Mehr als 1.600 Unterzeichende fordern: die Parkerlaubnis für die Marktbeschicker.


Wieso tun die zuständigen Entscheidungsträger nicht einfach alles dafür, dass es die beste Lösung für alle gibt? Wieso gibt es keine gemeinsame Alternativlösung? Es gibt immer eine Alternative. Man muss sie nur wollen. Mehr als 1.600 Unterzeichende fordern ganz schlicht: die Parkerlaubnis für die Marktbeschicker. 

Unser Vorschlag: die Parkregelung kommt wie geplant. Damit PKW Platz genug haben und die dauerparkenden Wohnwagen verschwinden. Und zusätzlich: gäbe es einen einfachen Parkausweis! 

Der betroffene Marktbeschicker könnte ihn dann ganz einfach an seinem Marktanhänger anbringen.

Eine gute Lösung! Für das Kulturgut Wochenmarkt. Für Findorff. 

Die Autorin


Marie Pigors

 

Marie Pigors betreibt zusammen mit ihrem Vater Kurt Richter den ältesten Biostand auf dem Findorffmarkt. Die Markthändlerin aus Überzeugung organisiert den Protest gegen ein drohendes Parkverbot für die Marktleute auf dem größten Bremer Wochenmarkt – und hat innerhalb kürzester Zeit bereits über 2.000 Unterschriften gesammelt. In der dritten Folge unserer neuen Rubrik »Zwischenruf« verdeutlicht sie ihre Argumente gegen das Parkverbot. 

 

Marie Pigors freut sich über weitere Unterstützung per E-Mail.

Pressemitteilung »Ortsamt West«


Lesen Sie zum Thema auch die Pressemitteilung »Mehr Parkplätze für Kunden und ein Platz für den Stadtteil«, das Ortsamt West am 11. Januar 2016. Mehr... 

 

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»Mehr Parkplätze für Kunden und ein Platz für den Stadtteil«
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